Vaenadyr Schöpfungsmythos
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Vaenadyrs Schöpfungsmythos
Es war noch lange vor der ersten Zeitrechnung, als die Schöpferin Quendiriel einen weit abgelegenen Ort Sakkaras als ihr eigen bezeichnete. Ein friedliches Fleckchen Erde, welches von den anderen Schöpfer bisher nie großartig beachtet worden war. Quendiriel war eine junge Frau, deren Herz stets für die schönen Künste schlug. Musik und Tanz, sowie die Dichtkunst und Malerei. Für sie war dieses Fleckchen Land ein Ort, an welchem sie ungezwungen und frei sein konnte. Ein Stückchen Land, an welches sie ihr Herz verloren hatte.



Es war zu der Zeit, in welcher Kiralsu seinen ersten Nachkommen willkommen heißen konnte und es zu den ersten Spannungen zwischen ihm und seinem Bruder kam, als Quendiriel den Entschluss fasste von nun an ihr Leben völlig auf diesem Flecken Land zu verbringen. Hier war es friedlich und hier gab es keine Spannungen. Hier konnte sie vollkommen ihrer Leidenschaft der schönen Künste nachgehen. Doch nach nur wenigen Monaten fühlte sie sich einsam. Ja, dieser Ort blieb unberührt von den Differenzen der anderen Schöpfer, doch hier gab es auch niemanden, mit dem sie hätte reden können oder mit dem sie ihre Leidenschaft für die schönen Künste hätte teilen können. Somit entschied sich Quendiriel dazu sich Gesellschaft zu erschaffen, denn sie trugen nicht umsonst alle die Bezeichnung die Schöpfer.



Quendiriels Schöpfungen waren von hohem und grazilen Wuchs und besaßen lange, feingliedrige Finger. Geschaffen um die schönen Künste wie Musik in diese Welt zu bringen. Weiche Gesichtszüge umrahmten die hohen Wangenknochen und langes Haar zierte nicht nur das Haupt der Frauen, sondern auch das der Männer. Doch das Gesicht der Männer blieb stets frei von jeglichem Haar. Selbst wenn sie hätten wollen, hätten sie daran nichts ändern können. Sie entstammten der Vorstellung Quendiriels und diese empfand Haare im Gesicht der Männer schon immer als unästhetisch. Nie hätte sie ihren Schöpfungen ein Attribut verliehen, welches sie selbst als abstoßend empfand. In vielen Merkmalen glichen ihre Schöpfungen nicht nur ihr selbst oder auch dem Sohn Kiralsus, doch in einer Sache hätten sie unterschiedlicher nicht sein können. Die Ohren ihrer Schöpfungen wiesen nicht die bisherigen Rundungen auf, sondern sie liefen allesamt spitz zu. Die einen mehr, die anderen weniger. Das mochte wohl das deutlichste Merkmal sein, dass diese Kinder nicht vom Blut der Schöpfer waren.



Wie von Quendiriels gewünscht widmeten sich ihre Schöpfungen den schönen Künsten. Die Gebäude, welche sie errichteten, reichten hoch in den Himmel und doch besaßen sie eine geradezu anmutige Leichtigkeit. Die Natur spiegelte sich in filigranem Schnitzwerk wieder und die Arkaden waren erfüllt von dem Gesang ihrer Stimmen. Alles in diesem Reich, welches von Quendiriel den Namen 'Vaenadyr' erhalten hatte, war so friedlich im Vergleich zu dem restlichen Teil Sakkaras. Ihre Schöpfungen, welche von ihr den Namen 'Ellquen' erhielten, kannten weder Neid noch Missgunst. Ihre Herzen waren frei von dem Makel, der an so vielen Schöpfer haftete.


Doch so sehr es Quendiriel auch liebte hier zu sein, so sehr sie auch die friedliebende Ruhe und die von den klaren Stimmen ihrer Kinder erfüllte Luft genoss, es konnte nicht über den drohenden Krieg in Sakkara hinwegtäuschen. Sie wusste, dass wenn die Brüder Kiralsu und Kavaras gegeneinander antreten würden, ein alles vernichtender Krieg über das Land ziehen würde. Aber sie wollte nicht, dass ihre Kinder mit dem Leid konfrontiert werden sollten, der mit jedem Krieg einher ging. Ihre Herzen sollten weiterhin unbeschwert sein und ihre Seele sich weiter mit den schönen Künsten beschäftigen und nicht über gefallene Freunde trauern. Quendiriel wusste, dass es Zeit war Abschied zu nehmen. Mit Hilfe der Wurzeln von Bäumen und Büsche trennte sie das Fleckchen Land, auf dem ihre Kinder zu Hause waren, vom Rest des Kontinents und schickte es fort, damit der Krieg sie nicht erreichen konnte. Von diesem Tage an schützte eine magische Barriere Vaenadyr vor fremden Blicken und bewahrte es vor jeglichem Unheil.


Quendiriel nahm sich fest vor zurück zu kehren, sobald der Krieg ein Ende gefunden hatte, doch sie sah Vaenadyr nie wieder.
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