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Die Cosa Nostra - Über Glauben und Ehre - Druckversion

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Die Cosa Nostra - Über Glauben und Ehre - Loremaster - 11-14-2018

Über Glaube und Ehre
Mitglieder der Cosa Nostra sieht man an Heiligenprozessionen teilnehmen, man sieht sie in tiefer Ehrfurcht auf den Bänken während der Messe sitzen und sie spenden große Geldsummen für christliche Projekte. Es mag ein wenig seltsam anmuten, dass Männer, an deren Hände Blut klebt, sich als gute Christen bezeichnen. So steht doch ihre Tätigkeit in einem großen Kontrast zu dem wichtigsten Mantra des christlichen Glaubens – Du sollst nicht töten.

Aber auch von Seiten der Kirche gab es über viele Jahre hinweg eine große Toleranz gegenüber diesen Personen. Mitglieder der Cosa Nostra wurden von den Geistlichen so behandelt, wie sie jeden Sünder behandelten. Den bösartigen Einfluss, der mit diesen Männer verbunden war, wurde gekonnt übersehen, so hielten sie doch scheinbar die gleichen Werte hoch, wie die Kirche: Ehrerbietung, Demut, Tradition und Familie.

Ja, es gibt in der Tat sehr viele Parallelen zwischen der Religion der Mafia und dem katholischen Glauben, dennoch hat die Religion der Mafia nichts mit der Institution Kirche zu tun. Die Mafia Religion übernimmt viele Formulierungen des katholischen Glaubens und schafft damit ein Zusammengehörigkeitsgefühl, Vertrauen und eine Reihe anpassungsfähiger Regeln, genau wie der Ehrenkodex. Aufgrund der vielen Parallelen zwischen der Mafia Religion und dem katholischen Glauben, dient sie den Angehörigen der Organisation als ein Mittel, um ihre Taten zu rechtfertigen. Mitglieder rechtfertigen ihre Taten häufig damit, dass sie behauptete nicht wegen des Geldes oder wegen Macht gemordet zu haben, sondern im Namen einer höheren Instanz, der sie dann meist die Namen 'Ehre' und 'Gott' beilegen. Auch die Kirche hatte ihre Kreuzzüge mit ganz ähnlichen Aussagen gerechtfertigt. Der Kampf im Namen Gottes und das höhere Ziel, welches sie mit ihren Kriegen verfolgten.

In Sizilien ist das Wort 'Christ' gleichbedeutend mit 'Mensch', doch in der Reihen der Cosa Nostra bedeutet es 'Ehrenmann'. Wenn man die Denkweise der Mafia begreifen will, muss man verstehen, dass die Ehrenregeln sich im Kopf jedes Mitglieds mit kalkulierter Täuschung und herzloser Grausamkeit vermischen. Ehre ist ein Gefühl von beruflicher Wertschätzung, einem Wertesystem und einem Symbol der Zugehörigkeit in einer Organisation, die nach eigener Einschätzung jenseits von gut und böse steht.

Glaube und Ehre sind also in der Cosa Nostra stark miteinander verbunden, wenn man nicht sogar so weit gehen kann, sie einander gleich zu setzen.

Aber zu einem Ehrenmann wird man in der Cosa Nostra nicht einfach so, sondern diese Bezeichnung ist mit einem Initiationsritus verbunden, den jedes Mitglied der Cosa Nostra durchlaufen muss, um in die Organisation aufgenommen zu werden. Ehre ist etwas, das sich ein Mitglied verdienen muss. Meist wird das Mitglied über längere Zeit überwacht und überprüft und erst wenn man ihn für geeignet hält, wird er an einen geheimen Ort gebracht, an dem bereits mehrere Ehrenmänner ihn erwarten. Der Älteste der Anwesenden klärt ihn darüber auf, dass es der Zweck di questa cosa (dieser Sache) ist, die Schwachen zu schützen und ihre Unterdrücker zu eliminieren. Dann wird ihm in den Finger der Hand gestochen, mit welcher er schießt. Das Blut tropft auf ein Bild der heiligen Jungfrau Maria, welches ihm danach in die Hände gelegt und angezündet wird. Dabei muss der Kandidat das Feuer aushalten bis das Bild vollständig verbrannt ist. Er schwört, den Grundsätzen der Cosa Nostra ('unsere Sache') treu zu bleiben und erklärt feierlich: „Wenn ich meinen Eid nicht halte, möge ich verbrennen und zu Asche werden wie die Asche dieses geweihten Heiligenbildes.“ Das Verbrennen des heiligen Bildes ist ein Symbol für seinen Tod als normaler Mensch und seine Wiedergeburt als Ehrenmann.

Die erste und wichtigste Säule des Ehrenkodex ist der absolute Gehorsam. Ein 'gemachter' Mann ist seinem Capo gegenüber stets gehorsam und nach dem Warum wird er niemals fragen. Eine weitere Säule des Ehrenkodex ist die Verschwiegenheit und die Wahrheitspflicht gegenüber anderen Ehrenmänner. Diese zwei Punkte stehen eigentlich in einem Widerspruch zueinander, so kann man nicht einerseits die Wahrheit sprechen und zugleich verschwiegen sein. Dennoch geht beides in der Cosa Nostra Hand in Hand, was selbstverständlich zu einer, durchaus seltsam anmutenden Redeweise führt.

Die Pflicht die Wahrheit zu sagen kommt natürlich daher, dass sie dem Aufbau von gegenseitigem Vertrauen förderlich ist. Gerade in einer Organisation, in der so vieles von Vertrauen abhängig ist. Die Notwendigkeit, Vertrauen zu haben, ist folglich auch eine Erklärung für all die Aspekte im Leben eines Ehrenmanns, die mit Sex und Ehe zu tun haben. Ein Ehrenmann verpflichtet sich, kein Geld mit Prostitution zu verdienen und wenn sie mit der Frau eines anderen Mafioso schlafen, dann droht ihnen die Todesstrafe. Mafiosi, die dem Glücksspiel nachgehen, die ein sexuell ausschweifendes Leben führen oder die gar ihren Reichtum öffentlich zur Schau stellen, gelten innerhalb der Organisation als unzuverlässig und demnach auch als entbehrlich. Wenn man also andere Ehrenmänner von seiner Vertrauenswürdigkeit überzeugen möchte, sollte man auf einen tadellosen Lebensstil achten.

Aber Ehre hat auch etwas mit Loyalität zu tun, auch wenn das für jedes Mitglied bedeutet, die Interessen der Cosa Nostra über die seiner eigenen Verwandten zu stellen. Es ist keine Seltenheit, sondern geradezu die Regel, dass nicht einmal die Verwandten Kenntnis über eine Mitgliedschaft innerhalb der Cosa Nostra haben und noch weniger von den tatsächlichen Geschäften. Auch muss Verwandtschaft zwischen Ehrenmänner nicht unbedingt heißen, dass man genau über die Position des Anderen Bescheid weiß.

Diese Verschwiegenheit kommt natürlich ganz besonders bei der Eheschließung zum Tragen. Es ist von größter Bedeutung, dass man sich seine Ehepartnerin gezielt aussucht und sich natürlich in der Ehe ehrenhaft verhält. Sie müssen peinlich darauf achten, das Ansehen ihrer Frauen zu wahren. Dazu gehört selbstverständlich auch das Ehebruch-Tabu. Dies hat den Hintergrund, dass Ehefrauen von Ehrenmänner nicht in ihrem eigenen sozialen Umfeld erniedrigt werden sollen. Sicherlich werden innerhalb der Cosa Nostra viele Ehen gezielt geschlossen um Bündnisse zu stärken, aber auch weil Töchter von Ehrenmänner in diesen Kreisen aufgewachsen sind und somit über die notwendige Verschwiegenheit verfügen. Aber es lässt sich nicht sagen, dass die Frauen deswegen in der Cosa Nostra unterdrückt werden. Sie spielen sogar eine wichtige Rolle, wenn auch nicht unbedingt eine aktive in den Geschäften der Organisation. Frauen ist es nicht gestattet offizielles Mitglied der Cosa Nostra zu werden, so ist Ehre eine ausschließlich männliche Eigenschaft.

Der Faktor Ehre spielt innerhalb der Cosa Nostra, wie man sieht, eine besonders große Rolle. Es geht sogar soweit, dass ein Mafioso ohne Ehre überhaupt nichts mehr wert ist. Er ist sozusagen ein toter Mann. Die Mitgliedschaft innerhalb der Cosa Nostra ist eine Mitgliedschaft auf Lebenszeit. Es gibt nur einen Weg, auf dem man sie verlassen kann und das ist als Leichnam. Daher ist die Einhaltung des Ehrenkodex auch eine Lebensversicherung, so schützt sie einen doch davor zu einem Mann ohne Ehre und somit zu einem toten Mann zu werden.